Verehrte Zweiflerinnen und Zweifler,

wäre dies nicht die dritte Ausgabe des „THE IDIOT“, würden gewisse Umstände dieser Reise uns vielleicht an einen begreiflicheren Ort führen. Doch stattdessen rufen sie uns unmittelbar nach BONE CREEK – einer Kleinstadt, irgendwo in den Bergen und Wäldern Oregons, mit einer rätselhaften Gemeinschaft. Hier kennt jeder jeden und doch weiß keiner nichts. Hier riecht es nach Tannennadeln, Würstchen und gelegentlich nach Flugbenzin, wenn Vince seine Runden über dem Flughafen dreht.

Seien Sie bitte nicht voreingenommen gegenüber den Bewohnerinnen und Bewohnern dieses Ortes. Urteilen Sie nicht über Aussehen, Herkunft oder gar Rasse, was, zugegebenermaßen, nicht alle Einwohner von Bone Creek von sich behaupten können.

Nicht ganz alltägliche Charaktere an einem nicht ganz alltäglichen Ort, die ihrem Alltag nachgehen. Bis vielleicht etwas Ungewöhnliches geschieht. „Vielleicht“, oder „maybe“, wie es im Englischen heißt. Ein schönes Wort, das mit seinen Ober- und Unterlängen ein so ausgewogenes typografisches Bild ergibt: harmonisch im visuellen Auftritt, doch voller Disharmonie in seiner Bedeutung. Nun, auf welche bizarre Weise sich dieses maybe möglicherweise in eine greifbare Realität verwandeln könnte, weiß zum Zeitpunkt dieser Momentaufnahmen niemand zu ermessen. Sicherheitshalber hat man die Ordnungskräfte bereits hinzugezogen, um – sollte denn etwas vorfallen – die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen.

Die folgenden Vorstellungen der wichtigen und nicht so wichtigen Charaktere, Orte und Ereignisse können vielleicht zur Aufklärung beitragen. Einige Namen wurden auf Wunsch mancher Protagonistinnen geändert.

Gute Reise – und bleiben Sie wachsam.

Ihr IDIOT.

KAPITEL 1
DIE
Hauptfiguren

KAPITEL 2
DIE
Schauplätze

KAPITEL 3
DIE
Ereignisse

KAPITEL 4
DIE
Nebenfiguren

In der Zwischenzeit
(Epilog)

Gönnen wir uns eine Pause und werfen einen anderen Blick auf das Bisherige. Und seien wir ehrlich: Wo soll das hinführen? Piloten mit rätselhaften Flugmanövern, Funkgespräche, kryptische Anrufe, Klavierspiele, verworrene Verbindungen zwischen Haupt- und Nebenfiguren, verschwundene Würste, Katzenfleisch …? Eine Flut an kunstvoll verpackten, aber letztlich nutzlosen Informationen, die sich in ihrer Masse zu vermeintlichen Wahrheiten verdichten. „Flood the Zone“ – wie die Amerikaner sagen und manche praktizieren.

Nun, Phoebe ist kein Opfer. Punkt. Sie hat erkannt, in welche Verstrickungen sie hier geraten ist, und vor zwei Tagen beschlossen, diesem surrealen Spiel ein Ende zu bereiten. Die theatralische Schlüsselübergabe im Diner und die – selbstverständlich von ihr selbst verfasste – Notiz zu einem Treffen hinter dem Crazy Kitten waren nichts weiter als Ablenkungsmanöver. Denn zwischen all den möglichen Erzählsträngen musste sie Raum und Zeit schaffen, um diesem Gewirr zu entfliehen. Ein riskantes Unterfangen, denn vielleicht ist ja doch nicht alles frei erfunden – oder?

Es liegt auf der Hand, dass Rick für das Verschwinden von Ralphs Bratwürsten verantwortlich ist. Entscheidender ist jedoch, dass Ralph ihm diesen Auftrag erteilt hat – denn Barbara und Steve sind kurz davor, den Ursprung des neuerdings bitteren Beigeschmacks aufzudecken. Phill hält sich hierzu – aus eigenem Interesse – bedeckt.

Ebenso offensichtlich ist, dass es der für tot erklärte Lloyd ist, der seit Jahrzehnten quicklebendig in der Creek Cabin lebt. Und dass die Einzige, die davon weiß, Brenda ist – die ihm für alle Notfälle, etwa lästige Familien auf Abenteuersuche, Zimmer 4 freihält.

Genauso steht es mit dem Inhalt der als „Vermisst II“ betitelten Tasche: Es kann sich nur um die Chronik von Bone Creek handeln, die Eric einst von Veronica erhielt – die dann jedoch verschwand, weil Yvonne sie ihm gestohlen hatte, während er mit Jonathan mal wieder eine Diskussion über dessen Uhrentick führte. Der Zettel in der Bibliothekskartei mit der Aufschrift „Falsch“ stammt – man kann es sich denken – von unserer nicht ganz so freundlichen Heather. Warum? Das spielt keine Rolle. Sagen wir, er ist zufällig dort gelandet.

Und, und, und …

Und während wir noch lose Enden miteinander verknüpfen, sitzt Phoebe in Chucks altem Honda – auf dem Weg Richtung Grenze. Denn eine solche ziehen wir jetzt und hoffen, dass Phoebe sicher auf der anderen Seite ankommt. „Goodbye, Maybe“, hören wir sie summen.